Wechseljahre beschleunigen das Altern – und was Du jetzt dagegen tun kannst


Wechseljahre beschleunigen das Altern – und was Du jetzt dagegen tun kannst

Inhaltsübersicht:

  • Was ist eigentlich Altern? – Der biologische Hintergrund

  • Vom Fältchen zur chronischen Erkrankung: Was Altern mit uns macht

  • Wechseljahre: Wenn Hormone das Gleichgewicht verändern

  • Wie der Östrogenmangel Alterungsprozesse beschleunigen kann

  • Wechseljahre vs. Altern – Die wichtigsten Unterschiede verständlich erklärt

  • Was die Überschneidung von Wechseljahren und Alterungsprozessen für Dich bedeutet

  • Fazit: Wechseljahre erkennen – und den Alterungsprozess aktiv gestalten


Viele Frauen in der Lebensmitte stellen sich irgendwann die Frage: Sind das jetzt die Wechseljahre – oder werde ich einfach nur älter? Die Antwort ist oft nicht so eindeutig, wie man denkt. Denn typische Symptome wie Gewichtszunahme, Erschöpfung oder Stimmungsschwankungen können sowohl durch den natürlichen Alterungsprozess als auch durch hormonelle Veränderungen verursacht werden.

Während das Altern ein kontinuierlicher biologischer Prozess ist, der alle Menschen betrifft, handelt es sich bei den Wechseljahren um einen hormonell gesteuerten Übergang, der ausschließlich Frauen betrifft. Auch wenn sich beide Prozesse überschneiden und gegenseitig beeinflussen können, gibt es feine Unterschiede – in Ursachen, Symptomen, Dynamik und Verlauf.

Warum es wichtig ist, diese Unterschiede zu kennen? Ganz einfach: Nur wer die Ursache seiner Beschwerden kennt, kann gezielt handeln – sei es durch medizinische Unterstützung, Lebensstil-Anpassungen oder hormonelle Therapie.

Was ist eigentlich Altern? – Der biologische Hintergrund

Viele denken beim Thema „Altern“ vor allem an graue Haare und Falten. Aber der Alterungsprozess beginnt viel früher – nämlich oft schon ab dem 25. bis 30. Lebensjahr. Zunächst völlig unbemerkt, verändert sich mit der Zeit unser gesamter Organismus: Zellen teilen sich langsamer, Reparaturmechanismen funktionieren weniger effizient, und der Stoffwechsel läuft nicht mehr so reibungslos wie in jüngeren Jahren.

Die zentralen biologischen Prozesse beim Altern

Das Altern basiert auf einer Reihe komplexer, meist linear verlaufender Prozesse:

  • Mitochondriale Dysfunktion: Unsere Zellkraftwerke produzieren mit der Zeit weniger Energie.

  • Zelluläre Seneszenz: Alte Zellen hören auf, sich zu teilen, und schütten entzündungsfördernde Stoffe aus.

  • Telomerverkürzung: Die Schutzkappen unserer Chromosomen werden kürzer – ein Zeichen zellulären Alterns.

  • Chronische Entzündungen: Auch als „Inflammaging“ bekannt, fördern sie viele altersbedingte Erkrankungen.

Vom Fältchen zur chronischen Erkrankung: Was Altern mit uns macht

Viele der ersten Altersanzeichen sind nicht dramatisch – aber deutlich spürbar. Unsere Haut verändert sich, verliert an Spannkraft, Falten werden sichtbarer. Gleichzeitig merken wir: Die Energie ist nicht mehr ganz die gleiche wie früher. Sowohl körperlich als auch mental fehlt oft die gewohnte Belastbarkeit. Auch unerklärliche Gewichtszunahme gehört zu den typischen, aber gern verdrängten Alterserscheinungen – meist als Folge eines veränderten Stoffwechsels und nachlassender Muskelmasse.

Mit dem Älterwerden steigt zudem das Risiko für eine ganze Reihe chronischer Erkrankungen. Dazu zählen unter anderem Herz-Kreislauf-Probleme wie Bluthochdruck oder Arteriosklerose, Stoffwechselstörungen wie Diabetes, neurologische Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson sowie Beschwerden des Bewegungsapparats wie Arthrose oder Osteoporose. Auch das Risiko für bestimmte Krebsarten – etwa Brust-, Prostata- oder Darmkrebs – nimmt mit den Jahren zu. Zusätzlich lassen Sinnesfunktionen wie Sehen und Hören häufig nach. All das gehört zum normalen Alterungsprozess, auch wenn die Ausprägung individuell sehr unterschiedlich sein kann.

Neuere Untersuchungen weisen im Übrigen bei uns Menschen auf "Alterssprünge" im 5. und 7. Lebensjahrzehnt hin, also in unseren 40ern und 60ern. In diesen Lebensjahrzehnten sind überdurchschnittlich hohe molekularbiologische Veränderungen auf Zellebene zu beobachten.

Wechseljahre: Wenn Hormone das Gleichgewicht verändern

Die Wechseljahre – medizinisch Klimakterium – sind ein hormonell gesteuerter Übergang, bei dem vor allem die Produktion von Östrogen und Progesteron langsam zurückgeht. Dieser Prozess beginnt oft schon ab Mitte/Ende 30, nimmt aber bei vielen Frauen erst mit Mitte 40 richtig Fahrt auf.

Typische Symptome sind:

  • Hitzewallungen und Nachtschweiß

  • Schlafstörungen

  • Stimmungsschwankungen oder Reizbarkeit

  • Libidoverlust

  • Vaginale Trockenheit und Schmerzen beim Sex

  • Unregelmäßiger Zyklus oder Ausbleiben der Menstruation

  • Plötzliche Gewichtszunahme, insbesondere am Bauch

  • Konzentrationsprobleme und geistige Erschöpfung

  • Hautveränderungen, Haarausfall,

  • Gelenkbeschwerden

Viele dieser Beschwerden – wie Erschöpfung, Gewichtszunahme oder trockene Haut – überschneiden sich mit typischen Alterserscheinungen. Genau das macht die Abgrenzung so schwierig.

Denn: Die Wechseljahre sind zwar nicht das Altern selbst, aber sie können Alterungsprozesse deutlich verstärken oder beschleunigen. Der Östrogenrückgang wirkt sich auf viele Körpersysteme aus – vom Stoffwechsel über das Gehirn bis hin zur Haut. Jennifer Garrison, Professorin am renommierten Buck Institute spricht im Podcast Collective Insights von einer Beschleunigung der Zellalterung durch die Menopause von 6 bis 10%.

Wie der Östrogenmangel Alterungsprozesse beschleunigen kann

Östrogen ist weit mehr als nur ein „Sexualhormon“. Es wirkt im ganzen Körper – auf den Stoffwechsel, die Knochen, das Gehirn und sogar auf das Immunsystem. Wenn in den Wechseljahren der Östrogenspiegel sinkt, betrifft das nicht nur die Fruchtbarkeit, sondern kann auch altersbedingte Veränderungen verstärken. Hier ein paar Beispiele, die übrigens bei Frauen, denen die Eierstöcke früh im Leben entfernt wurden, häufiger und früher auftreten.

Östrogen und das metabolische Syndrom

Das metabolische Syndrom beschreibt eine Kombination aus Übergewicht (v. a. Bauchfett), erhöhtem Blutzucker, Bluthochdruck und gestörtem Fettstoffwechsel – alles Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Studien zeigen, dass Östrogen eine schützende Wirkung auf den Fettstoffwechsel und die Insulinsensitivität hat. Fällt es weg, steigt das Risiko für Fettansammlungen am Bauch, Insulinresistenz und letztlich für Typ-2-Diabetes deutlich an.

Östrogen und Osteoporose

Ein gut dokumentierter Zusammenhang besteht auch zwischen Östrogenmangel und Knochenschwund. Östrogen schützt die Knochendichte, indem es den Knochenabbau hemmt. In der Postmenopause verlieren viele Frauen rapide an Knochenmasse – das Risiko für Osteoporose und Knochenbrüche steigt deutlich.

Östrogen und das Gehirn: Brain Fog und Demenz

Viele Frauen erleben in den Wechseljahren eine Phase von Konzentrationsproblemen, Wortfindungsstörungen oder mentaler Erschöpfung – oft als Brain Fog beschrieben. Dahinter steckt die hormonelle Umstellung im Gehirn, das sensibel auf den Östrogenmangel reagiert. Kurzfristig ist das meist vorübergehend. Doch langfristig zeigen Studien Hinweise darauf, dass niedrige Östrogenspiegel auch das Risiko für Alzheimer und andere Formen von Demenz erhöhen könnten – vor allem bei Frauen mit genetischer Prädisposition.

Östrogen und chronische Entzündung

Östrogen wirkt auch entzündungshemmend. Sinkt der Hormonspiegel, kann es zu einem Anstieg sogenannter proinflammatorischer Zytokine kommen – Botenstoffe, die Entzündungen fördern. Diese stille, chronische Entzündung gilt als einer der Treiber des Alterns (Inflammaging) und steht in Verbindung mit zahlreichen Erkrankungen – von Gelenkbeschwerden über Herzkrankheiten bis hin zu neurodegenerativen Prozessen.

Östrogen und Hautalterung

Östrogen spielt auch eine zentrale Rolle für die Hautgesundheit, denn es fördert die Produktion von Kollagen und unterstützt die Hautelastizität sowie Feuchtigkeitsbindung. Mit dem Östrogenabfall in den Wechseljahren sinkt der Kollagengehalt der Haut rapide – bereits im ersten Jahr nach der Menopause um bis zu 30 %. Die Folge: trockenere, dünnere Haut, mehr Falten und ein insgesamt gealtertes Hautbild.

Wechseljahre vs. Altern – Die wichtigsten Unterschiede verständlich erklärt

Auch wenn sich Wechseljahre und Altern also überschneiden können, möchte ich versuchen, sie im Folgenden voneinander abzugrenzen – insbesondere, wenn es um die Ursachen geht. Hier ist eine ausführliche Gegenüberstellung:

Der Beginn der Wechseljahre liegt meist zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr, wenn die hormonellen Schwankungen der Perimenopause einsetzen. Altern hingegen beginnt still und schleichend schon ab Mitte 20, oft ohne spürbare Symptome.

In ihrer Dynamik unterscheiden sich beide deutlich: Während der Alterungsprozess eher linear und kumulativ verläuft, sind die Wechseljahre durch sprunghafte Veränderungen in Wellenform geprägt – mal ist alles ruhig, dann plötzlich wieder chaotisch. Die Perimenopause fühlt sich oft auch wie ein Beschleuniger des Alterungsprozesses an.

Auch die Ursachen sind verschieden: Die Wechseljahre entstehen durch das allmähliche Nachlassen der Hormonproduktion – insbesondere von Östrogen und Progesteron. Beim Altern hingegen spielen zelluläre Prozesse wie Telomerverkürzung, mitochondriale Dysfunktion und Seneszenz die Hauptrolle.

Was die Symptome betrifft: Typisch für die Wechseljahre sind Beschwerden wie Hitzewallungen, Zyklusveränderungen, Stimmungsschwankungen, vaginale Trockenheit oder Libidoverlust. Beim Altern hingegen treten tendenziell eher Symptome wie Muskelabbau, verminderte Energie, langsamere Regeneration, ein träger Stoffwechsel und das Auftreten von Falten in den Vordergrund.

Nicht zuletzt gibt es einen klaren Unterschied bei der Geschlechtsabhängigkeit: Die Wechseljahre betreffen ausschließlich Frauen, da sie direkt mit der Funktion der Eierstöcke verknüpft sind. Der Alterungsprozess betrifft hingegen alle Menschen – unabhängig vom Geschlecht.

Was die Überschneidung von Wechseljahren und Alterungsprozessen für Dich bedeutet

Dass sich viele Symptome der Wechseljahre mit klassischen Alterserscheinungen überschneiden, ist kein Zufall – und auch kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil: Die Wechseljahre sind eine Schlüsselphase für Deine langfristige Gesundheit. Jetzt ist der perfekte Moment, um bewusst die Weichen zu stellen – mit einem gesunden Lebensstil, der Bewegung, Ernährung, Stressregulation und guten Schlaf umfasst. So kannst Du nicht nur akute Beschwerden lindern, sondern auch das Risiko für altersbedingte Erkrankungen wie Osteoporose, Herz-Kreislauf-Probleme oder Demenz deutlich reduzieren.

Lies mehr über:
-> Osteoporose
-> Herz-Kreislauf-Probleme
-> Gewichtszunahme

-> Gesunden Schlaf

Gleichzeitig gilt: Nicht jedes Symptom lässt sich automatisch auf die Wechseljahre schieben. Gerade bei frühen oder sehr ausgeprägten Beschwerden ist eine gründliche Differenzialdiagnose wichtig. Denn auch andere Ursachen – wie eine Schilddrüsenunterfunktion, chronischer Stress, entzündliche Prozesse oder Folgen von Übergewicht – können ähnliche Symptome auslösen und sollten nicht übersehen werden. Eine individuelle Abklärung mit Deiner Ärzt:in hilft Dir, gezielt vorzugehen und Deine Gesundheit ganzheitlich im Blick zu behalten.

-> Erfahre hier, wie Dein:e Ärzt:in die Perimenopause diagnostiziert

Fazit: Wechseljahre erkennen – und den Alterungsprozess aktiv gestalten

Die Wechseljahre sind mehr als nur das Ende der Fruchtbarkeit – sie markieren einen tiefgreifenden hormonellen Umbruch, der viele körperliche und mentale Veränderungen mit sich bringt. Gleichzeitig überschneiden sich typische Wechseljahresbeschwerden wie Erschöpfung, Gewichtszunahme oder Stimmungsschwankungen oft mit den ganz normalen Anzeichen des biologischen Alterns.

Gerade diese Übergangszeit bietet aber auch eine große Chance: Wer jetzt genau hinschaut, die Ursachen richtig einordnet und gezielt gegensteuert, kann die Wechseljahre als Startpunkt für einen gesunden Alterungsprozess nutzen. Ein bewusster Lebensstil, medizinische Begleitung und offene Gespräche machen den Unterschied – für mehr Energie, Wohlbefinden und Lebensqualität in der zweiten Lebenshälfte.

Wenn Du unsicher bist, ob Deine Symptome hormonell bedingt sind oder vielleicht andere Ursachen haben, sprich mit Deiner Ärzt:in. Und vergiss nicht: Du bist mit diesen Fragen nicht allein – und Du hast viele Möglichkeiten, Deinen Weg aktiv mitzugestalten.



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