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Plötzlich rast das Herz oder stolpert scheinbar ohne Grund – viele Frauen in der Perimenopause und Postmenopause kennen dieses beunruhigende Gefühl. Nicht selten nachts treten diese Herzrhythmusveränderungen auf und können Angst machen. Doch was steckt dahinter? Ist das gefährlich? Und was kannst Du dagegen tun?
Viele Frauen beschreiben Herzrasen in den Wechseljahren als einen schnellen, kräftigen Puls, der aus dem Nichts kommt. Manchmal fühlt es sich an, als würde das Herz „hüpfen“ oder „aussetzen“. Medizinisch wird dieses Phänomen als Palpitationen bezeichnet – also ein bewusst wahrnehmbarer, manchmal unregelmäßiger Herzschlag.
Neben dem Gefühl eines „stolpernden“ Herzens berichten Betroffene oft über folgende Symptome:
Schwindel oder Benommenheit
Kurzatmigkeit
Müdigkeit oder Erschöpfung
Druck oder leichtes Unwohlsein in der Brust
Angstgefühle oder Nervosität
(In diesem Artikel, schildere ich übrigens, wie beängstigend sich nächtliches Herzrasen bei mir anfühlt.)
Wissenschaftlichen Erhebungen zufolge erleben 20 bis 42 % der Frauen in der Perimenopause und 16 bis 54 % der Frauen in der Postmenopause Palpitationen. Diese Symptome können sich auf die Schlafqualität, das allgemeine Wohlbefinden und sogar die psychische Gesundheit auswirken. Ich kenne mehrere Frauen, die aufgrund von Herzrasen den Krankenwagen gerufen haben oder selbst ins Krankenhaus gefahren sind.
Herzrasen in den Wechseljahren ist zwar weit verbreitet, kann aber individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Beobachtungsstudien ergaben folgendes Muster.
Hohe Häufigkeit (16 %): Diese Frauen erlebten in der Perimenopause und frühen Postmenopause häufiges Herzrasen, das mit der Zeit nachließ. Sie berichteten zudem öfter über weitere Beschwerden wie Hitzewallungen, Depressionen, Stress, Schlafstörungen und erhöhten Blutdruck.
Mittlere Häufigkeit (34 %): Diese Gruppe hatte während derselben Phase ein moderates Maß an Herzstolpern, das später ebenfalls zurückging.
Geringe Häufigkeit (50 %): Diese Frauen erlebten nur selten Herzpalpitationen.
Ich persönlich würde mich (unter bHET) in Gruppe 3 einordnen.
Die genauen Ursachen für Herzrasen und -stolpern in den Wechseljahren sind noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt einige plausible Erklärungen. Besonders die starken Hormonschwankungen und sinkende Östrogenlevel während dieser Lebensphase spielen eine zentrale Rolle.
Östrogen hilft, den Herzschlag zu regulieren, indem es das autonome Nervensystem beeinflusst. Es fördert die Aktivität des parasympathischen Nervensystems (beruhigt den Herzschlag) und dämpft die sympathische Aktivität (steigert den Herzschlag). Sinkt der Östrogenspiegel, kann es zu einem Ungleichgewicht kommen – das Herz schlägt schneller und unregelmäßiger.
Östrogen beeinflusst die elektrische Aktivität des Herzens. Ein Absinken des Hormonspiegels kann dazu führen, dass der Herzrhythmus instabiler wird, was zu den geschilderten (gefühlten) Herzrhythmusstörungen führen kann.
Stell Dir das Herz wie ein Orchester vor, bei dem jedes Instrument genau im richtigen Takt spielt. Östrogen wirkt wie der Dirigent, der dafür sorgt, dass alles harmonisch zusammenläuft. Schwankt und sinkt der Östrogenspiegel, fehlt die präzise Leitung – einige Instrumente spielen zu schnell, andere setzen kurz aus. Das Ergebnis? Ein unregelmäßiger Rhythmus, den Du als Herzstolpern oder Herzrasen wahrnehmen kannst.
Zusätzlich spielt Östrogen eine Rolle bei der Erweiterung der Blutgefäße (Vasodilation). Fällt der Östrogenspiegel, verlieren die Gefäße an Elastizität, was Blutdruckschwankungen begünstigt – und diese können wiederum Herzrasen auslösen.
Das ist in etwa so wie bei einem Gartenschlauch. Solange er flexibel bleibt, kann das Wasser (also das Blut) gleichmäßig und mit stabilem Druck hindurchfließen. Wenn der Schlauch jedoch aufgrund von Östrogenschwankungen steifer und dann wieder elastischer wird, kann der Wasserfluss plötzlich schwanken. Genau das passiert mit den Gefäßen, wenn die Östrogenspiegel schwanken.
Viele Frauen stellen fest, dass sie in der Perimenopause empfindlicher auf Stress reagieren. Und ja, ich bin eine von ihnen. Das liegt daran, dass Östrogen normalerweise die Cortisolantwort (das Stresshormon) dämpft. Mit sinkendem Östrogenspiegel kann der Körper Stress schlechter regulieren – und Stress ist bekannt dafür, Herzrasen und -stolpern zu verstärken.
In den meisten Fällen sind Palpitationen während der Wechseljahre harmlos. Dennoch solltest Du Beschwerden IMMER kardiologisch ärztlich abklären lassen, um andere Ursachen als hormonelle auszuschließen. Insgesamt steigt mit den Wechseljahren nämlich das Risiko für Herzkreislauferkrankungen. Es schadet also nicht, gleich zu Beginn einen Status Quo zu erheben.
Wie bei fast allen Wechseljahressymptomen, kannst Du viel über deinen Lebensstil regeln. Und auch wenn ich mich anhöre, wie eine ausgeleierte Schallplatte: Jetzt ist die Zeit, die Weichen für ein gesundes letztes Lebensdrittel - oder sogar eine gesunde zweite Lebenshälfte - zu stellen. Die unten angeführten Maßnahmen dürften Dir bekannt vorkommen. Du hast jetzt nur vielleicht einen weiteren Grund, sie anzugehen.
Bewegung: Regelmäßige Bewegung (z. B. Yoga, Spaziergänge, sanftes Krafttraining) kann helfen, das Herz zu stabilisieren.
Ernährung: Eine herzgesunde Ernährung mit viel Gemüse, Omega-3-Fettsäuren und wenig verarbeiteten Lebensmitteln unterstützt die Gefäßgesundheit. Finger weg von Fertigprodukten!
Stressmanagement: Entspannungstechniken wie Meditation oder Atemübungen helfen, das Nervensystem zu beruhigen.
Alkohol, Koffein, scharfes Essen oder Zucker können Herzrasen verstärken. Achte darauf, ob bestimmte Lebensmittel oder Getränke Deine Symptome auslösen, und reduziere sie gegebenenfalls.
Bei starken Beschwerden kann eine hormonelle Therapie (HET) helfen, den Östrogenspiegel zu stabilisieren. Besprich mit Deiner Ärzt:in, ob dies für Dich eine Option ist.
Manche Frauen berichten von positiven Effekten durch Magnesium oder Kalium, da sie die elektrische Aktivität des Herzens unterstützen. Auch die Herzgesundheit fördernde Supplements wie z.B. Omega3 können unterstützen. Auch hier würde ich mich immer von einem:r Expertin beraten lassen.
Herzrasen und -stolpern in den Wechseljahren sind weit verbreitet und meist harmlos – aber sie können belastend sein. Die Hauptursache ist vermutlich der sinkende Östrogenspiegel, der das Nervensystem und das Herz-Kreislauf-System beeinflusst. Mit einem gesunden Lebensstil, Stressmanagement und ggf. medizinischer Unterstützung kannst Du die Symptome oft gut in den Griff bekommen. Und vor allem sind sie mit dem richtigen Wissen hoffentlich etwas weniger beängstigend.
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