Angst und innere Unruhe in den Wechseljahren: Was dahintersteckt und wie Du damit umgehen kannst


Angst und innere Unruhe in den Wechseljahren: Was dahintersteckt und wie Du damit umgehen kannst

Angst und innere Unruhe in den Wechseljahren: Was dahintersteckt und wie Du damit umgehen kannst

Inhaltsübersicht:

  • Definition von "Anxiety"
  • Woran Du Anxiety in den Wechseljahren erkennst
  • Persönliche Perspektive: Wie fühlt sich Anxiety an?
  • Wie häufig tritt Anxiety in den Wechseljahren auf?
  • Was sind die Ursachen von Anxiety in den Wechseljahren?
  • Was kannst Du gegen Anxiety in den Wechseljahren tun?

Wenn Du Dich in den Wechseljahren zunehmend angespannt, nervös oder besorgt fühlst, bist Du nicht allein. Viele Frauen erleben in dieser Lebensphase das Gefühl, von einer Welle diffuser Sorgen überrollt zu werden. Im Englischen gibt es dafür den Begriff "Anxiety", der oft besser beschreibt, worum es geht: eine Mischung aus nervöser Anspannung, körperlichen Symptomen und dem Gefühl, ständig „unter Strom“ zu stehen. Doch was genau ist Anxiety, und wie unterscheidet sie sich von „normaler“ Angst?

Was ist Anxiety?

Anxiety ist eine Emotion, die durch ein Zusammenspiel von Anspannung, sorgenvollem Grübeln und körperlichen Reaktionen wie Herzrasen oder Kurzatmigkeit geprägt ist. Anders als Angst, die eine direkte und konkrete Bedrohung beschreibt, ist Anxiety eher diffus und zukunftsorientiert. Sie entsteht häufig, ohne dass es einen klar identifizierbaren Auslöser gibt, und fühlt sich langfristiger und überwältigender an.

Die englische Sprache unterscheidet präziser zwischen „fear“ (auf reale, gegenwärtige Situationen bezogene Angst) und „anxiety“ (diffuser, auf die Zukunft gerichtet). Diese Trennung hilft, die komplexen emotionalen und körperlichen Symptome besser zu verstehen. Deshalb werde ich im Folgenden den Begriff „Anxiety“ nutzen.

Woran Du Anxiety in den Wechseljahren erkennst

In den Wechseljahren zeigt sich Anxiety auf verschiedene Weise. Diese Phase des Lebens bringt nicht nur emotionale, sondern auch körperliche Veränderungen mit sich, die miteinander verwoben sind. Die folgende Übersicht zeigt typische Symptome:

Körperliche Symptome

  • Herzrasen

  • Schwindel

  • Atemnot oder ein Engegefühl in der Brust

  • Schwitzen

  • Zittern oder Muskelverspannungen

  • Müdigkeit oder Erschöpfung

  • Verdauungsprobleme (z. B. Übelkeit oder Magenschmerzen)

Emotionale Symptome

  • Nervosität oder innere Unruhe

  • Reizbarkeit

  • Schlafprobleme (Ein- oder Durchschlafstörungen)

  • Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren

  • Überwältigungsgefühle oder sogar Panikattacken

  • Vermeidung sozialer Situationen oder Aktivitäten

Falls Dir diese Symptome bekannt vorkommen, könnte Anxiety in den Wechseljahren eine Rolle spielen.

Persönliche Perspektive: Wie sich Anxiety anfühlen kann

Ich möchte zwei persönliche Erlebnisse mit Dir teilen, die hoffentlich anderen Frauen zeigen, dass sie nicht allein sind. Obwohl ich mich grundsätzlich als tendenziell angstfreie Person beschreiben würde (bis in meine 30er Jahre hinein habe ich mich immer gefragt, was eigentlich gemeint ist, wenn andere von Anxiety sprachen), wache ich seit einigen Jahren regelmäßig mitten in der Nacht panisch auf. Es fühlt sich an, als hätte jemand Eisenketten um meinen Brustkorb gelegt, die mir das Atmen erschweren. Dagegen tief „anzuatmen“ ist in den ersten Momenten eine echte Herausforderung – aber es funktioniert zum Glück.

Außerdem habe ich während eines Spaziergangs in den Hochzeiten meiner perimenopausal bedingten Depression Folgendes erlebt: Während ich so dahinschlich – meine Fatigue erlaubte wirklich nur ein Schneckentempo – schien sich auf einmal das Kopfsteinpflaster unter mir auf mich zuzubewegen. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, als würden die Häuser um mich herum auf mich einstürzen. Damals erinnerte mich das stark an die optischen Täuschungen der Das magische Auge-Bücher aus den 90er-Jahren. Gleichzeitig begann mein Herz zu rasen, mir wurde schwindelig und heiß. Mir war klar: "Mein Körper spielt mir hier einen Streich. Das ist nicht real." Aber es fühlte sich trotzdem bedrohlich an. 

Wie gesagt, ich bin zum Glück ziemlich angstfrei, aber ich muss zugeben, dass ich mich in dieser Situation wirklich auf eine Parkbank setzen und sehr lange, sehr tief durchatmen musste. Den Spaziergang habe ich danach aber weitergeführt. Heute gehe ich davon aus, dass meine damalige Östrogendominanz nicht nur zu diesem Angstgefühl, sondern auch zu den beschriebenen Sehstörungen geführt hat.

Diese Erlebnisse zeigt, wie Anxiety körperlich spürbar wird, vor allem in Zeiten hormoneller Umstellungen. Zu wissen, dass diese Symptome Teil der Wechseljahre sind, hat mir geholfen, besser damit umzugehen.

Wie häufig tritt Anxiety in den Wechseljahren auf?

Anxiety ist besonders in der Perimenopause ein häufiges Phänomen. Depressions- und Angstsymptome treten bei 18 bis 41,8 % der Frauen in der Peri- und Postmenopause auf, während 7 bis 25 % der postmenopausalen Frauen betroffen sind. Frauen im Alter der Perimenopause leiden zwei- bis dreimal häufiger an Angststörungen, einschließlich Panikattacken, im Vergleich zu Männern. Das geht so weit, dass viele Frauen davon berichten, nicht mehr Auto fahren zu wollen. Die Angst, dass etwas passieren könnte, erscheint auf einmal zu groß. Interessanterweise gibt es aber immer mal wieder Diskussionen darüber, ob Anxiety primär durch den Hormonwechsel ausgelöst wird oder einfach mit dem Alter zusammenhängt. Auch sozioökonomische Faktoren spielen hier mit hinein.

Frauen in der Perimenopause erleben Anxiety oft intensiver und geben an, dass dieses Gefühl ihre Lebensqualität stärker beeinträchtigt. Besonders spannend: Es gibt Hinweise darauf, dass Frauen, die schon vor der Menopause zu Anxiety neigten, in den Wechseljahren häufig keine Verstärkung dieser Anxiety erleben. Stattdessen sind es vor allem Frauen, die zuvor tendenziell eher “sorgenfrei” durchs Leben gingen, bei denen Anxiety plötzlich auftritt .

Der Vollständigkeit halber: Auch Männer erleben im entsprechenden Alter übrigens Stimmungstiefs.

Die gute Nachricht: Nach der Menopause normalisieren sich die Werte oft wieder – viele Frauen berichten sogar von einer besseren Lebensqualität als zuvor.

Was sind die Ursachen von Anxiety in den Wechseljahren?

Die hormonellen Veränderungen während der Wechseljahre spielen eine Schlüsselrolle. Der Rückgang von Östrogen und Progesteron hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Neurotransmitter in unserem Gehirn – insbesondere auf Serotonin, das als „Glückshormon“ bekannt ist. Gleichzeitig kann ein Ungleichgewicht der Stresshormone wie Cortisol auftreten, was den Körper in Alarmbereitschaft versetzt.

Körper im Umbau

Der hormonelle „Umbau“ stresst den Körper also, was die Anfälligkeit für Anxiety erhöht. Wenn dann noch externe Stressfaktoren wie Arbeit, Familie oder andere Belastungen hinzukommen, fühlen sich viele Frauen überwältigt.

Was kannst Du gegen Anxiety in den Wechseljahren tun?

Auch wenn Anxiety sich überwältigend anfühlen kann, gibt es viele Ansätze, die helfen, den Alltag wieder entspannter zu erleben.

1. Bewusstsein schaffen

Schon das Wissen, dass Anxiety in den Wechseljahren eine normale Reaktion auf hormonelle Veränderungen ist, kann den Druck mindern. Viele Frauen fühlen sich erleichtert, wenn sie verstehen, dass sie nicht „verrückt“ sind, sondern eine körperliche und emotionale Umstellung durchleben.

2. Stressmanagement

Zugegeben, Stress abzubauen ist leichter gesagt als getan – aber es lohnt sich, aktiv daran zu arbeiten und immer wieder auszuprobieren, was einem guttut. Einige hilfreiche Techniken sind:

  • Atemübungen, Meditation oder Yoga (Hilft wirklich. Bin überzeugt, dass es mir auch aufgrund meiner langjährigen Meditationspraxis gelingt, die oben beschriebenen Situationen wegzuatmen.)

  • Journaling oder Achtsamkeitsübungen

  • Regelmäßige Bewegung, die Endorphine freisetzt und Spannungen abbaut

  • Alternative Therapieansätze wie Cranio Sacral Therapie oder Breathwork haben mir persönlich sehr geholfen

  • Eine gute Schlafroutine

3. Wechseljahrestherapie

Wenn die Symptome sehr belastend sind, kann eine gezielte Therapie helfen. Sprich mit einer Ärzt:in über die verschiedenen Optionen:

  • Bioidentische Hormone oder synthetische Hormone

  • Pflanzliche Präparate und Therapien

  • Eine individuell angepasste Behandlung, die Deine Lebensqualität verbessert

4. Verhaltenstherapie

Therapeutische Unterstützung, z. B. durch kognitive Verhaltenstherapie, kann Dir helfen, den Umgang mit Anxiety zu erlernen. Oft reichen schon einige Sessions, um hilfreiche Strategien für den Alltag zu entwickeln. Je nachdem, wie sehr Deine Anxiety Deine Lebensqualität beeinflusst, kann in leichten Fällen auch ein Coaching helfen (und ist oft auch schneller/ einfacher zu finden). Bei starker Anxiety solltest Du Dir jedoch immer professionelle Hilfe von einem:r entsprechend ausgebildete:n und zertifizierte:n Psychotherapeut:in oder einem:r Psycholog:in holen.

Fazit: Du bist nicht allein!

Anxiety in den Wechseljahren ist keine Seltenheit – und sie kann mit dem richtigen Wissen und den passenden Tools bewältigt werden. Ob durch gezielte Entspannung, eine ärztliche Therapie oder professionelle Unterstützung: Es gibt viele Wege, wie Du wieder mehr Ruhe und Balance in Dein Leben bringen kannst.

Falls Dich Deine Symptome stark belasten, zögere nicht, mit einer Ärzt:in oder Therapeut:in darüber zu sprechen. Deine mentale Gesundheit ist genauso wichtig wie Deine körperliche!


Quellen:

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