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Die Wechseljahre – ein Lebensabschnitt, den alle Frauen durchlaufen – betreffen auch den Arbeitsalltag. Mehr als zwei Drittel der Frauen erleben in dieser Phase verschiedene Symptome, und bei etwa einem Drittel sind die Beschwerden so stark, dass die Lebensqualität erheblich eingeschränkt wird. Wechseljahresbeschwerden wirken sich somit nicht nur auf die Betroffenen selbst, sondern auch auf die Produktivität und Arbeitsleistung aus. Das zeigt die MenoSupport-Studie der Hochschule für Wirtschaft und Recht[1] sehr deutlich. Hier einige Zahlen, die Führungskräfte und HR-Manager:innen alarmieren sollten:
44% der Frauen geben an, dass Wechseljahresbeschwerden ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
33% nehmen aufgrund der Beschwerden Krankheitstage oder unbezahlten Urlaub.
24% reduzieren ihre Arbeitszeit.
10% der Frauen gehen aufgrund der Wechseljahre früher in Rente; bei Frauen über 55 Jahren liegt dieser Wert sogar bei fast 20%.
5% lehnen eine Beförderung ab, weil sie sich der zusätzlichen Belastung nicht gewachsen fühlen.
In Zeiten des Fachkräftemangels und der wachsenden Bedeutung von Diversität und Inklusion in Unternehmen sind diese Zahlen nicht tragbar. Die Unterstützung und Sensibilisierung von Führungskräften für das Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz kann dazu beitragen, erfahrene Mitarbeiterinnen langfristig zu halten und ihre Arbeitsleistung zu stabilisieren.
Wechseljahre sind nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu – insbesondere im beruflichen Kontext. Diese Tabuisierung führt dazu, dass viele Frauen wenig über die Wechseljahre wissen; nur etwa eine von zehn Frauen ordnet ihre Symptome tatsächlich dieser Lebensphase zu. Auch in der medizinischen Versorgung sind Lücken zu finden: Die Wechseljahre werden weder in der Ausbildung von Ärzt:innen noch im Facharztstudium Gynäkologie behandelt. Zudem gibt es für ärztliche Wechseljahresberatungen oft keine Abrechnungsmöglichkeiten bei den Krankenkassen, sodass kaum Anreiz für Fortbildungen besteht.
Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie eine wichtige Schlüsselrolle übernehmen können, um Mitarbeitende für dieses Thema zu sensibilisieren. Mit einem offenen Umgang und gezielter Unterstützung kann z.B. dafür gesorgt werden, dass Wechseljahresbeschwerden schneller erkannt und behandelt werden, was letztlich zur Stabilisierung der Arbeitsleistung erfahrener Mitarbeiterinnen beiträgt.
Die Wechseljahre bringen eine Vielzahl von Beschwerden mit sich, die sich auch auf den Berufsalltag auswirken können. Die fünf häufigsten Symptome am Arbeitsplatz[1] verdeutlichen, warum Sensibilisierungsmaßnahmen und Unterstützung durch Führungskräfte so wichtig sind:
Körperliche und geistige Erschöpfung (78,1%): Das Gefühl ständiger Müdigkeit und mentale Erschöpfung kann die Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen und führt dazu, dass Aufgaben langsamer erledigt werden oder häufiger Fehler passieren.
Schlafstörungen (65,8%): Schlafprobleme gehören zu den häufigsten Wechseljahresbeschwerden und haben oft direkte Folgen für die Konzentrationsfähigkeit und das allgemeine Wohlbefinden am Arbeitsplatz.
Reizbarkeit (53,6%): Durch hormonelle Veränderungen kann die emotionale Stabilität leiden, was zu einer erhöhten Reizbarkeit führt. Dies kann die Teamdynamik belasten und die Kommunikation im Arbeitsumfeld erschweren.
Depressive Verstimmung (46,3%): Stimmungsprobleme und depressive Episoden sind nicht selten, wenn Hormonspiegel schwanken. Mitarbeitende, die darunter leiden, ziehen sich möglicherweise eher zurück oder fühlen sich überfordert, was die Produktivität und das allgemeine Arbeitsklima beeinflussen kann.
Wallungen und Schwitzen (44,8%): Diese körperlichen Beschwerden sind nicht nur unangenehm, sondern können auch zu einem Gefühl der Unsicherheit und der Verlegenheit führen, besonders in Meetings oder bei Kundenkontakt.
Diese Zahlen machen deutlich, dass Wechseljahresbeschwerden im Berufsleben keine Seltenheit sind und das Wohlbefinden sowie die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden beeinträchtigen können. Führungskräfte, die die Auswirkungen dieser Symptome kennen und verstehen, können mit den richtigen Maßnahmen dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen für betroffene Mitarbeitende zu verbessern und ihre wertvolle Erfahrung für das Unternehmen zu erhalten.
Wissen schaffen: Durch regelmäßige Weiterbildungen (onsite und digital) können Führungskräfte ein Verständnis für die Beschwerden und Bedürfnisse von Mitarbeitenden in den Wechseljahren entwickeln. Dies schließt auch Schulungen in sensibler Kommunikation ein – etwa wie und wann das Thema angesprochen werden kann.
Fallbeispiele und interaktive Übungen: Ein bewährtes Mittel, um Empathie und Verständnis zu fördern, sind Fallbeispiele und interaktive Übungen. Hier lernen Führungskräfte durch reale Szenarien und Rollenspiele, wie sie angemessen und unterstützend reagieren können, wenn Mitarbeitende durch die Wechseljahre herausgefordert sind.
Wechseljahre in Unternehmensrichtlinien verankern: Ein wichtiger Schritt ist außerdem, das Thema offiziell in die Unternehmenskultur zu integrieren. Richtlinien können Führungskräften klare Leitlinien bieten und das Bewusstsein im gesamten Unternehmen stärken.
Mentor:innen und Ansprechpartner:innen: Um das Thema Wechseljahre intern besser zu verankern, können geschulte Ansprechpartner:innen für Führungskräfte und Mitarbeitende bereitgestellt werden. Diese sind oft im Bereich der Gesundheitsberatung geschult und können ein vertrauenswürdiges und informatives Umfeld schaffen.
Gesundheitsmanager:innen einbeziehen: Gesundheitsmanager:innen können eine wichtige Rolle in der Schaffung einer inklusiven Unternehmenskultur spielen. Sie unterstützen Führungskräfte darin, Gesundheitsstrategien zu implementieren und tragen dazu bei, eine Arbeitskultur zu schaffen, die auf das Wohlbefinden aller Mitarbeitenden ausgerichtet ist. Ganz wichtig, immer auch die Betriebsarzt:innen mitdenken!
Externe Berater:innen, die sich auf die Wechseljahre und ihre Auswirkungen im beruflichen Kontext spezialisiert haben, bieten eine wertvolle Unterstützung für Unternehmen. Diese Expert:innen bringen nicht nur umfassendes Wissen zu den physiologischen und psychischen Herausforderungen der Wechseljahre mit, sondern auch Erfahrung in der Implementierung effektiver Programme im Unternehmensumfeld.
Vorteile von Menopause-Coachings für Unternehmen: Durch maßgeschneiderte Programme können Unternehmen den spezifischen Bedürfnissen ihrer Mitarbeitenden in den Wechseljahren gerecht werden und gleichzeitig die Unternehmensziele unterstützen. Ein externer Blick bringt oft frische Perspektiven und Ressourcen in die Firma, und viele der Beraterinnen haben selbst die Wechseljahre durchlaufen, was ihnen hilft, authentisch und mitfühlend auf die Mitarbeitenden zuzugehen und Führungskräfte zu sensibilisieren.
Untersuchungen, wie etwa der Report „Women in the Workplace 2024“[2], zeigen die positiven Auswirkungen solcher Programme auf. Menopause-Unterstützung wird hier als Top-Strategie genannt, um die Beteiligung und Zufriedenheit von Frauen im Unternehmen zu steigern und somit letztlich die Bindung und Leistung der Mitarbeitenden zu sichern.
Die Wechseljahre am Arbeitsplatz zu enttabuisieren und Führungskräfte durch Sensibilisierungsmaßnahmen zu unterstützen, kann einen entscheidenden Unterschied für Mitarbeitende und das Unternehmen machen. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen aktiv werden und durch gezielte Investitionen in Fortbildung und Unterstützung das Wohl ihrer Mitarbeitenden stärken. Die Zahlen sprechen für sich.
[1] Andrea Rumler, Julia Memmert (2024): MenoSupport, Ergebnisse der ersten deutschlandweiten Befragung zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz
[2] LeanIn.org and McKinsey & Company. (2024). Women in the Workplace 2024. [online] Available at: https://womenintheworkplace.com/ [Accessed 30 Oct. 2024].