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In Zeiten des Fachkräftemangels ist es alarmierend, dass 10 % der Frauen während der Wechseljahre ihren Job kündigen bzw. in Frührente gehen und 25 % ihre Arbeitszeit reduzieren[1]. Viele Unternehmen beginnen, das Thema anzusprechen, aber wie können sie ihre Mitarbeiterinnen und Kolleginnen wirklich unterstützen? Ein wechseljahresfreundlicher Arbeitsplatz ist ein Schritt in die richtige Richtung. Hier sind die wichtigsten Forderungen.
Die meisten Frauen wissen gar nicht, was mit ihnen passiert. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2022 aus Großbritannien ordnen 9 von 10 Frauen ihre Symptome nicht den Wechseljahren zu[2]. Das führt dazu, dass sie oft nicht die richtige Behandlung erhalten oder nicht wissen, wie sie mit den Symptomen umgehen können. Awareness ist der Schlüssel.
Besserer Umgang mit den Symptomen: Wenn Frauen wissen, dass ihre psychischen Probleme hormoneller Natur sein können, ist die Hemmschwelle, ärztliche Hilfe zu suchen, niedriger.
Zugang zu den richtigen Ärzt:innen: Es ist sinnvoller, bei Gelenkschmerzen zum
Gynäkolog:in zu gehen statt zum Orthopäd:in, wenn die Beschwerden mit der Perimenopause zusammenhängen.
Mehr Verständnis im Team: Wenn Kolleg:innen wissen, was los ist, steigt die Bereitschaft, in schwierigen Momenten zu unterstützen.
Umfragen zum Thema Wechseljahre im Unternehmen
Informationsveranstaltungen und Schulungen für Mitarbeitende
Bereitstellung von Infomaterial in Aufenthaltsräumen und im Intranet
Sensibilisierung von Führungskräften für das Thema
Unternehmensinterne Fallstudien und Best Practices
Förderung von Employee Resource Groups (ERGs) oder die Ernennung einer Menopause-Beauftragten
Jede Frau erlebt die Wechseljahre unterschiedlich. Daher ist es wichtig, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Flexibilität ist oft der Schlüssel.
Flexible Arbeitszeiten und Home-Office-Optionen: Das gibt Frauen die Freiheit, ihre Arbeit besser an ihre körperlichen Bedürfnisse anzupassen.
Klimatisierung und Komfort: Ventilatoren oder Klimaanlagen am Arbeitsplatz, besonders in Produktionsbereichen, können das Wohlbefinden erheblich steigern.
Nähe zu Sanitäranlagen: Ein Arbeitsplatz näher an den Toiletten hilft enorm, wenn häufige Pausen nötig sind.
Eiswürfel im Büro: Kleine Details, wie die Möglichkeit, sich bei einer Hitzewallung ein kaltes Getränk zu genehmigen, können den Unterschied machen.
Legere Kleidung: Die Erlaubnis, sich bei Bedarf leger zu kleiden, erhöht den Komfort.
Natürliche Arbeitskleidung: In Berufen mit vorgeschriebener Kleidung (z.B. in der Pflege) sollten natürliche Materialien anstelle von Polyester verwendet werden. Ein zusätzliches Set an Kleidung für einen schnellen Wechsel nach einer Hitzewallung ist ebenfalls hilfreich.
Der Zugang zu Ärzt:innen, die sich mit den Wechseljahren auskennen, ist nach wie vor schwierig. Viele Frauen durchlaufen zahlreiche Arztbesuche, bevor sie die richtige Diagnose erhalten.
Fehlende Ausbildung: Wechseljahre sind kein Teil des Medizinstudiums, und selbst Gynäkolog:innen haben oft wenig Wissen über diese Lebensphase.
Mangelnde Vergütung: Die Krankenkassen zahlen Wechseljahresberatungen unzureichend, was dazu führt, dass sich viele Ärzt:innen nicht in diesem Bereich fortbilden.
Hohe Kosten für private Beratungen: Gute Wechseljahresberatungen sind oft nur privat verfügbar und somit für viele Frauen zu teuer.
Interne Listen von versierten Ärzt:innen: Erstelle und veröffentliche Listen von Ärzt:innen in der Umgebung, die auf Wechseljahre spezialisiert sind.
Weiterbildungen für Betriebsärzt:innen: Organisiere Schulungen, damit Betriebsärzt:innen Frauen besser unterstützen können.
Finanzielle Unterstützung für private Beratungen: Bezuschusse oder finanziere Wechseljahresberatungen, um Kündigungen und Krankmeldungen zu vermeiden.
Anonymisierte psychologische Unterstützung: Stelle sicher, dass das Ärzt:innenlisten auch psychologische Hilfe beinhaltet, da viele Frauen mental stark belastet sind.
Die oben genannten Forderungen zeigen, dass ein wechseljahresfreundlicher Arbeitsplatz kein Hexenwerk ist. Mit einfachen Maßnahmen wie mehr Awareness, flexiblen Arbeitszeiten und einem besseren Zugang zu versierten Ärzt
können Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen in dieser Lebensphase effektiv unterstützen. Diese Anpassungen sind weder teuer noch kompliziert umzusetzen – sie erfordern nur den Willen, Frauen in den Wechseljahren den nötigen Raum und die Unterstützung zu geben, damit sie weiterhin erfolgreich und gesund arbeiten können.
[1] Andrea Rumler, Julia Memmert (2024): MenoSupport, Ergebnisse der ersten deutschlandweiten Befragung zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz
[2] W I LD N U T R I T ION + T H E F U T U R E L ABOR ATORY (2023): The Future of Perimenopause:
Reclaiming a pivotal life stage for the next generation