Sechs Strategien für effektiven Kulturwandel am Arbeitsplatz – mit Blick auf die Wechseljahre

Die Förderung von Vielfalt und die Bekämpfung von Voreingenommenheit am Arbeitsplatz sind keine leichten Aufgaben. Das betrifft auch den wechseljahresfreundlichen Arbeitsplatz. Trotz aller Bemühungen fällt es vielen Mitarbeitenden noch immer schwer, Diskriminierung zu erkennen und aktiv Allyship zu leben. Wenn wir wirklich eine nachhaltige Veränderung wollen, müssen wir die Herzen und Köpfe der Mitarbeitenden erreichen und ihnen die Werkzeuge an die Hand geben, um im Alltag anders zu handeln. in diesem Artikel möchte ich sechs konkrete Strategien vorstellen, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen für einen kulturellen Wandel gewinnen können – mit besonderem Fokus auf die Herausforderungen und Chancen der Wechseljahre.

1. Den „Warum“-Faktor vermitteln

Warum ist Veränderung am Arbeitsplatz notwendig – und warum jetzt? Für viele ist das Bewusstsein für Vielfalt und Inklusion noch abstrakt. Unternehmen können das ändern, indem sie den „Warum“-Faktor konkretisieren und aufzeigen, welche negativen Auswirkungen das Ignorieren dieser Themen haben kann, wie z.B. den Verlust wertvoller Mitarbeitenden, mangelnde Innovationskraft und Produktivität oder negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit aller.

Ein Beispiel: Die Wechseljahre betreffen jede zweite Mitarbeiterin irgendwann, und ihre berufliche Erfahrung kann sich dabei stark verändern. Daten und Fakten aus der Belegschaft – z.B. zur Altersstruktur, Abwesenheitsraten oder Ergebnisse von Umfragen mit betroffenen Frauen zu Symptomen – können zeigen, dass diese Lebensphase auch eine Herausforderung für das Unternehmen darstellt. Werden Wechseljahre als Teil der Unternehmensrealität anerkannt, steigt die Bereitschaft zur Veränderung bei Mitarbeitenden und Führungskräften.

2. Vorteile für alle herausstellen

Oft werden Initiativen im Bereich Diversity und Inklusion als Unterstützung für „andere“ wahrgenommen. Es ist entscheidend, dass Unternehmen zeigen, dass eine inklusive Kultur Vorteile für alle bringt. Regelmäßige Kommunikation, die veranschaulicht, wie bestimmte Maßnahmen (z.B. faire Beförderungsrichtlinien) die Chancen für alle verbessern, ist ein guter Ansatz.

Im Kontext der Wechseljahre bedeutet dies beispielsweise, klarzumachen, dass Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten oder spezifische Gesundheitsangebote, die Frauen in den Wechseljahren unterstützen, für alle Mitarbeitenden nützlich sein können. Solche Programme schaffen eine wertschätzende Atmosphäre, in der alle Mitarbeitenden die Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Flexible Arbeitszeiten und mentale Coachings kommen ebenso allen zugute.

3. Verknüpfung mit den Kernwerten des Unternehmens

Die Werte eines Unternehmens sind die Basis für nachhaltigen Wandel. Wenn Diversity und Inklusion mit den Unternehmenswerten verknüpft werden, ist es leichter, Mitarbeitende für diese Themen zu begeistern. Für ein Unternehmen, das Innovation hochhält, könnte dies beispielsweise bedeuten, zu zeigen, wie divers aufgestellte Teams kreativere und vielfältigere Lösungsansätze entwickeln.

Die Wechseljahre thematisieren zu können, könnte als klarer Ausdruck der im Employer Branding oft zu recht hochgehaltenen Unternehmens-Familie gesehen werden. Es zeigt, dass man sich nicht nur um die Zahlen, sondern auch um das Wohl der Mitarbeitenden kümmert.

4. Emotionale Verbindung schaffen

Geschichten aus dem echten Leben haben eine starke Wirkung und schaffen eine tiefere Verbindung zu Veränderungsinitiativen. Unternehmen könnten z.B. Erfahrungsberichte von Frauen in den Wechseljahren integrieren, die über ihre Herausforderungen sprechen – vielleicht darüber, wie Hitzewallungen oder Schlafprobleme ihren Arbeitstag beeinflusst haben und wie Verständnis seitens der Führungskräfte und Kolleg:innen den Unterschied machen konnte.

Für eine nachhaltige Wirkung ist es wichtig, nicht allein auf das Engagement der Betroffenen zu setzen. Gastredner:innen oder Storytelling-Experten können ebenfalls helfen, inspirierende Geschichten zu teilen, ohne den Druck auf einzelne Mitarbeitende zu erhöhen.

5. Die Herausforderungen offen ansprechen

Veränderung ist nie einfach. Unternehmen sollten das auch offen ansprechen und realistische Erwartungen setzen, damit die Mitarbeitenden den nötigen Einsatz verstehen und durchhalten können. Gerade in Bezug auf die Wechseljahre gibt es oft Missverständnisse und Unsicherheiten – von Seiten der betroffenen Frauen ebenso wie von Kolleg:innen und Vorgesetzten.

Indem man ehrlich auf die Herausforderungen hinweist, z.B. das Aufbrechen alter Rollenbilder, das immer noch bestehende Tabu um die Menopause oder das Etablieren neuer Unterstützungsangebote, wird deutlich, dass der Kulturwandel Zeit und Einsatz erfordert. Eine realistische Kommunikation vermeidet Frust und zeigt, dass das Unternehmen engagiert bleibt.

6. Erfolge feiern

Um langfristig erfolgreich zu sein, sollten Unternehmen Erfolge – auch kleine – feiern. Jeder Schritt in die richtige Richtung zählt, sei es die Einführung einer neuen Schulung zum Thema Allyship oder das Feedback zu einem verbesserten Feedback-System. Wenn Mitarbeitende merken, dass ihre Bemühungen anerkannt werden, fühlen sie sich motiviert und bestärkt, den Wandel aktiv mitzugestalten.

Bezogen auf die Wechseljahre könnte dies bedeuten, Maßnahmen wie die Anschaffung von Schreibtischventilatoren oder eine Hormonschulung für Betriebsarzt:innen offen zu kommunizieren und zu feiern und die positiven Rückmeldungen zu teilen. Das schafft eine Kultur, in der Fortschritte wertgeschätzt werden und inspiriert andere, ebenfalls einen Beitrag zu leisten.

Fazit: Den Arbeitsplatz menschlicher machen

Indem Unternehmen ihre Mitarbeitenden in den Mittelpunkt der Diversity- und Inklusionsstrategie stellen und das Thema Wechseljahre als natürlichen Teil des Arbeitslebens begreifen, schaffen sie eine Kultur, in der alle ihr Potenzial entfalten können. Die oben beschriebenen Strategien können dabei helfen, Hindernisse zu überwinden und Mitarbeitende langfristig zu motivieren. Letztlich profitiert nicht nur das Unternehmen, sondern auch die gesamte Belegschaft – für einen gesünderen und menschlicheren Arbeitsplatz.