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Die Wechseljahre sind eine herausfordernde Zeit für viele Frauen, die oft mit körperlichen und emotionalen Veränderungen einhergeht. Besonders am Arbeitsplatz können diese Veränderungen spürbar werden und die Produktivität sowie das allgemeine Wohlbefinden beeinflussen. Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten, haben sich als zentrale Forderungen herauskristallisiert, um Frauen in der Perimenopause und Menopause gezielt zu unterstützen. Doch warum genau sind diese Maßnahmen so wichtig – und wie profitieren Unternehmen davon?
Die Wechseljahre, medizinisch als Klimakterium bezeichnet, sind die Zeit, in der der weibliche Körper seine Hormonproduktion allmählich umstellt. Dies geschieht meist zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen. Diese hormonelle Umstellung geht bei vielen Frauen mit Symptomen wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Erschöpfung einher [1].
Ungefähr 30% der Frauen erleben die Wechseljahre ohne größere Beschwerden. Weitere 30% haben moderate Symptome, und bei rund 30% sind die Beschwerden so intensiv, dass sie die Lebensqualität stark einschränken. In Umfragen [2] geben 24% der betroffenen Frauen an, dass sie aufgrund der Wechseljahre ihre Arbeitszeit reduziert haben, und 10% der Frauen, sind aufgrund der Symptome vorzeitig in Rente gegangen. Diese Zahl steigt auf erschreckende 19%, betrachtet man nur die Frauen älter über 55 Jahre.
Eine zunehmend häufige Forderung von Frauen in der Perimenopause ist die nach flexiblen Arbeitszeiten und Home-Office-Optionen. Studien bestätigen, dass diese Maßnahmen effektiv zur Entlastung beitragen: In der bereits erwähnten „Meno Support Studie“ gaben 73% der Frauen an, dass flexible Arbeitszeiten ihnen helfen würden, besser mit ihren Wechseljahres-Symptomen umzugehen [2]. Eine Umfrage der HKK in Zusammenarbeit mit forsa zeigte ebenfalls, dass 35% der Frauen eine Arbeitszeitreduktion und 34% die Möglichkeit des Home Office als hilfreich empfinden würden [3]. Doch was sind die konkreten Vorteile?
Der wichtigste Grund ist einfach: Flexible Arbeitszeiten und Home Office werden von den betroffenen Frauen selbst gefordert. Die Möglichkeit, die Arbeitszeiten an individuelle Bedürfnisse und tagesaktuelle Schwankungen anzupassen, gibt Frauen die Freiheit, in ihrer besten Verfassung zu arbeiten und sich zwischendurch zurückzuziehen, wenn nötig. Dies entspricht einer Work-Life-Balance, die Rücksicht auf gesundheitliche Bedürfnisse nimmt und den Stress am Arbeitsplatz reduziert.
Die Wechseljahre sind von starken Hormonschwankungen geprägt, die sich unvorhersehbar auf Energielevel und Stimmung auswirken können. Oft ist es so, dass Frauen sich an einem Tag erschöpft fühlen und vielleicht nur ein paar Stunden arbeiten können, während sie an anderen Tagen voller Energie sind und besonders produktiv arbeiten. Die typisch festen Arbeitszeiten (oft von 9 bis 17 Uhr) sind eher auf die biologische Uhr von Männern ausgelegt, deren Testosteronspiegel in dieser Zeit am höchsten ist. Frauen hingegen benötigen in den Wechseljahren (und auch sonst) oft die Freiheit, ihren Arbeitstag den wechselnden Hormonschwankungen anzupassen, um weiterhin leistungsfähig zu bleiben.
Die hormonellen Veränderungen der Wechseljahre belasten den Körper enorm und führen oft zu Unsicherheit darüber, ob man weiterhin im gleichen Maß leistungsfähig sein kann. 29% der Frauen fürchten, benachteiligt zu werden, wenn andere im Unternehmen wissen, dass sie Wechseljahresbeschwerden haben [2]. Die Möglichkeit, flexibel zu arbeiten, hilft dabei, den Druck zu verringern: Es ist beruhigend zu wissen, dass Leistungsschwankungen akzeptiert werden und man nur dann arbeitet, wenn es der körperliche Zustand erlaubt. Frauen fühlen sich dadurch sicherer und können Beschwerden wie Hitzewallungen oder Schlafprobleme besser bewältigen. Home Office bietet zudem den Vorteil, dass Frauen ihre Symptome in einer vertrauten Umgebung behandeln können, was oft komfortabler ist als im Büro. Auch Arzttermine lassen sich leichter wahrnehmen, wenn keine starre Anwesenheitspflicht im Büro besteht.
Einige Unternehmen haben seit der Pandemie flexible Arbeitsmodelle wie Home Office und Teilzeitstrukturen bereits fest in ihre HR-Strategie integriert. Diese Flexibilität hat sich auch für viele Arbeitgeber:innen als erfolgreiches Modell erwiesen, da sie auf diese Weise motivierte, produktive und zufriedene Mitarbeitende gewinnen und halten können. Die Etablierung flexibler Arbeitszeiten ist also oft keine große Umstellung mehr und kann daher leicht auf die Bedürfnisse perimenopausaler Frauen angepasst werden.
Flexibilität am Arbeitsplatz hat auch langfristige Vorteile für Unternehmen: Frauen, die in den Wechseljahren unterstützt werden und ihre Bedürfnisse am Arbeitsplatz berücksichtigt sehen, entwickeln eine stärkere Bindung zu ihrem Arbeitgeber. Studien zeigen, dass Mitarbeitende, deren Anforderungen ernst genommen werden, weniger geneigt sind, das Unternehmen zu wechseln. Die Fluktuationsrate sinkt, und das Unternehmen profitiert von motivierten, loyalen Mitarbeitenden, die sich voll einbringen können [4].
Flexible Arbeitszeiten und Home Office sind nicht nur ein Vorteil für Frauen in der Perimenopause, sondern bieten auch Unternehmen klare Wettbewerbsvorteile. Indem Unternehmen eine offene und unterstützende Arbeitsumgebung schaffen, die die Herausforderungen der Wechseljahre berücksichtigt, stärken sie die Work-Life-Balance und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitnden. Zugleich reduzieren sie Fluktuationskosten und positionieren sich als moderne und attraktive Arbeitgeber:innen, die sich aktiv für das Wohl ihrer Mitarbeitenden einsetzen.
Für Unternehmen lohnt sich daher ein Blick auf flexible Modelle – nicht nur, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu fördern, sondern auch, um langfristig leistungsfähige und zufriedene Teams zu gewinnen und erfahrene Fachkräfte im Unternehmen zu halten.
[1] Hickey, M., et al. (2024). An empowerment model for managing menopause. The Lancet, [online] 403(10430), pp.947–957. doi:https://doi.org/10.1016/s0140-6736(23)02799-x.
[2] Andrea Rumler, Julia Memmert (2024). MenoSupport, Ergebnisse der ersten deutschlandweiten Befragung zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz
[3] forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH (2024). Gesundheit, Beruf, Familie: Wie erleben Frauen die Wechseljahre? Ergebnisse einer Befragung von Arbeitnehmerinnen im Alter von 40 bis 65 Jahren.
[4] Herr, R.M. et al. (2022). The Benefits of an Employee-Friendly Company on Job Attitudes and Health of Employees: Findings from Matched Employer–Employee Data. International Journal of Environmental Research and Public Health, [online] 19(15), pp.9046–9046. doi:https://doi.org/10.3390/ijerph19159046.