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In den letzten Monaten habe ich immer wieder mit verschiedenen Entzündungserscheinungen zu kämpfen: Von wiederkehrenden, scheinbar harmlosen Zahnfleischentzündungen über meine neu diagnostizierte Rosacea bis hin zu einer leichten, hartnäckigen Darmentzündung, die einfach nicht abklingen will. Überall begegnet mir in meiner Gesundheitsreise dieses eine Wort: Entzündung.
Dabei fällt mir auf, dass sich auch meine Wechseljahres-Symptome verändert haben. Während mich zu Beginn der Perimenopause vor allem Anzeichen einer Östrogendominanz geplagt haben, spüre ich jetzt verstärkt die Auswirkungen eines Östrogenmangels. Und wenn man sich etwas näher damit beschäftigt, wie Östrogen über seine Rolle in der Reproduktion hinaus wirkt, ergibt das Sinn: Östrogen hat eine schützende Wirkung auf den Körper – auch in Bezug auf Entzündungen.
Entzündungen gehören daher zu den weniger bekannten, aber superwichtigen Symptomen eines Östrogenmangels. Im Gegensatz zu Hitzewallungen oder Stimmungsschwankungen haben sie jedoch oft langfristige Folgen für Deine Gesundheit. In diesem Artikel erfährst Du:
Was genau Entzündungen sind
Warum sie in der Perimenopause häufiger auftreten
Welche langfristigen Risiken sie bergen
Und vor allem, wie Du sie effektiv in den Griff bekommen kannst
Entzündungen sind die natürliche Abwehrreaktion des Körpers auf Verletzungen oder Infektionen. Sie dienen dazu, schädliche Reize zu beseitigen und die Heilung einzuleiten. Grundsätzlich sind Entzündungen also erst einmal etwas Gutes.
Akute Entzündungen sind kurzfristig und unterstützend: Sie zeigen sich beispielsweise bei einer kleinen Wunde durch Rötung, Wärme, Schwellung und manchmal Schmerz – typische Zeichen, dass das Immunsystem aktiv ist.
Problematisch wird es, wenn Entzündungen chronisch werden. Diese dauerhaften, oft stillen Entzündungen entstehen z. B. durch Stress, ungesunde Ernährung oder eben Hormonschwankungen wie in den Wechseljahren. Sie können langfristig zu Krankheiten wie Diabetes, Alzheimer, Herz-Kreislauf-Probleme oder Autoimmunerkrankungen führen.
Östrogen, insbesondere Estradiol (E2), wirkt im Körper entzündungshemmend. Doch in der Perimenopause sinken die Östrogenspiegel, was die Wahrscheinlichkeit von Entzündungsreaktionen im Körper und sogar im zentralen Nervensystem erhöht. Ein weiterer Faktor: Ohne ausreichend Östrogen nimmt die Anzahl der Östrogenrezeptoren (insbesondere des entzündungshemmenden Rezeptors ER-ß) ab, wodurch die schützenden Effekte weiter schwinden.
Hinzu kommt, dass viele Frauen in den Wechseljahren durch den Hormonabfall an Gewicht zunehmen – vor allem im Bauchbereich. Dieses viszerale Fett ist besonders problematisch, da es selbst entzündungsfördernd wirkt. Die Folge? Trotz unverändertem Lebensstil kannst Du plötzlich mit entzündungsbedingten Beschwerden oder sogar chronischen Entzündungen konfrontiert werden. Es ist wichtig, diese Warnsignale ernst zu nehmen!
Entzündungen – selbst die akute, „gute“ Variante – versetzen den Körper in einen Alarmzustand. Dabei werden kurzfristig weniger überlebenswichtige Funktionen zurückgefahren, um die akute Situation zu bewältigen. Problematisch wird es, wenn dieser Zustand chronisch wird.
Chronische Entzündungen erhöhen das Risiko für ernsthafte Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme, Schlaganfälle und Alzheimer. Auch Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Rosacea treten häufiger auf. Im Darm können anhaltende Entzündungen die Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigen. Fehlen dem Körper wichtige Proteine, greift er im schlimmsten Fall auf die eigenen Muskel- und Knochensubstanz zurück – was den in der Perimenopause ohnehin beschleunigten Abbau von Muskeln und Knochendichte noch verschärft. Zusätzlich besteht ein Zusammenhang zwischen Entzündungen und einer etwaigen Insulinresistenz.
Chronische Entzündungen wirken also wie ein stiller Angreifer, der gleich mehrere Baustellen im Körper eröffnet – ein Grund mehr, sie rechtzeitig anzugehen!
Zur Reduktion von Entzündungen in den Wechseljahren gibt es gute und schlechte Nachrichten.
Die gute: Die Maßnahmen, die helfen, sind Dir wahrscheinlich schon bekannt. Es handelt sich um die „üblichen Verdächtigen“, die immer wieder im Zusammenhang mit einem gesunden Lebensstil oder Gewichtsabnahme genannt werden. Du hast also einen zusätzlichen Grund, diese Themen jetzt wirklich anzugehen!
Die schlechte: Entzündungen zu reduzieren, ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Erste Erfolge wirst Du nicht sofort spüren, und die Maßnahmen müssen langfristig in Deinen Alltag integriert werden. Ohne die schützende Wirkung des Östrogens kann die Entzündung immer wieder zurückkehren, wenn Du nicht kontinuierlich an einem gesunden Lebensstil arbeitest.
Ich persönlich würde von mir behaupten, dass ich grundsätzlich bereits sehr gesund lebe. Trotzdem hat es mich erwischt. Und gerade in den letzten Wochen, während derer ich arbeitsbedingt viel unterwegs war und meine Lifestyle-Routinen nicht ganz so gut einhalten konnte, haben sich meine Symptome verschlimmert.
Es lohnt sich also, dranzubleiben!
Die Ernährung ist meiner Meinung nach die wichtigste Säule, um Entzündungen im Körper zu reduzieren. Besonders wirksam: eine möglichst pflanzenbasierte und bunte Kost. Studien zeigen, dass z. B. die mediterrane Diät chronische Entzündungen deutlich lindern kann. Eine ehemalige Kollegin von mir hat so ihre chronische Arthritis – eine Krankheit, die stark von Entzündungen angetrieben wird – erfolgreich in den Griff bekommen. Ich verlinke Dir hier das von ihr veröffentlichte Kochbuch mit vielen antientzündlichen Rezepten (leider nur auf Englisch).
Und hier sind meine persönlichen Regeln für eine entzündungshemmende Ernährung:
Vielfalt statt Verzicht: Setze auf eine breite Auswahl an Lebensmitteln.
Bunt essen: Ziel sind etwa 30 verschiedene Pflanzenarten pro Woche.
Frische Zubereitung: Möglichst selbst zu Hause kochen.
Pflanzenbasiert: Fokus auf Gemüse, Obst, Nüsse, Samen und Hülsenfrüchte.
Eine Proteinquelle pro Mahlzeit: Diese sollte etwa ein Viertel des Tellers ausmachen.
Viel Fermentiertes: Ob Kefir, Sauerkraut oder Brottrunk. Tu Deinem Darm was Gutes.
Ein weiterer Tipp: Mealprep! Vorkochen kann in stressigen Zeiten der Retter sein. Mit einer vorbereiteten Mahlzeit im Kühlschrank greifst Du seltener zu ungesunden Alternativen, wenn es mal hektisch wird – zum Beispiel eine leckere Gemüsesuppe oder ein Linsensalat.
Mit diesen einfachen Prinzipien kannst Du einen großen Schritt in Richtung weniger Entzündungen und mehr Wohlbefinden machen.
Regelmäßige Bewegung, besonders Krafttraining, hilft effektiv dabei, Entzündungen im Körper zu reduzieren. Sport senkt die Spiegel entzündungsfördernder Stoffe wie Zytokine und stärkt gleichzeitig Muskeln und Knochen – ein wichtiger Schutz vor altersbedingtem Abbau. Schon 2–3 Einheiten pro Woche, kombiniert mit Spaziergängen oder leichtem Cardio, können einen großen Unterschied machen. Der Clou: Krafttraining verbessert auch die Insulinsensitivität und fördert den Fettabbau, besonders von entzündungsförderndem Bauchfett. Also: Gewichte heben und Bewegung in den Alltag integrieren – Dein Körper wird es Dir danken!
Stress ist ein oft übersehener, aber großer Verstärker von chronischen Entzündungen. Deshalb ist es entscheidend, Strategien zu finden, die Dir helfen, den Alltag gelassener zu meistern. Für mich persönlich hat Meditation den größten Unterschied gemacht – schon 5 Minuten am Tag können ein guter Einstieg sein. Probiere geführte Meditationen oder Atemübungen, die auch in stressigen Momenten leicht umsetzbar sind. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass regelmäßige Meditation Entzündungsmarker im Körper senken und das Immunsystem stärken kann. Alternativ können Yoga, Journaling oder Spaziergänge in der Natur Wunder wirken. Wichtig ist, dass Du eine Methode findest, die zu Dir passt, und diese regelmäßig in Deinen Alltag einbaust. Denn ein ruhiger Geist bedeutet auch weniger Entzündungsstress für Deinen Körper.
Wenn es darum geht, Entzündungen in den Wechseljahren in den Griff zu bekommen, bleibt ein gesunder Lebensstil die absolute Grundlage. Eine entzündungshemmende Ernährung, regelmäßige Bewegung – insbesondere Krafttraining –, sowie Stressmanagement sind die stärksten Werkzeuge, die Du hast. Sie schaffen die Basis für einen Körper, der besser mit den Herausforderungen des Hormonabfalls umgehen kann.
Aber manchmal reicht das allein nicht aus. Der Vollständigkeit halber möchte ich daher auch die Möglichkeiten einer bioidentischen Hormonersatztherapie (bHET) erwähnen. Östrogen kann dabei helfen, Entzündungsreaktionen im Körper zu reduzieren und andere Symptome des Hormonmangels auszugleichen. Sprich hierzu unbedingt mit Deinem:r Ärzt:in, um die für Dich passende Lösung zu finden.
Auch Nahrungsergänzungsmittel wie Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D oder Magnesium können entzündungshemmend wirken und Deine Gesundheit zusätzlich unterstützen. Wichtig ist, diese individuell abzustimmen – auch hier hilft ein Gespräch mit Deinem:r Ärzt:in, oder einem:r Ernährungsexpert:in.
Am Ende zählt die Kombination: Dein Engagement für einen gesunden Lebensstil, ergänzt durch gezielte Maßnahmen, wo sie nötig sind. So kannst Du nicht nur Entzündungen eindämmen, sondern auch langfristig für mehr Wohlbefinden sorgen. 💪🌿
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