Depression in den Wechseljahren: Wie Hormone die Stimmung beeinflussen und wie Östrogen hilft


Depression in den Wechseljahren: Wie Hormone die Stimmung beeinflussen und wie Östrogen hilft

Depression in den Wechseljahren: Wie Hormone die Stimmung beeinflussen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt


Inhaltsübersicht:

  • Hormone und ihre Wirkung auf Depression

  • Wer ist am meisten von Depressionen in der Perimenopause betroffen?

  • Risikofaktoren für Depressionen während der Menopause-Übergangsphase

  • Was Studien zur Hormontherapie bei Depressionen zeigen

  • Einschränkungen bei der Verwendung von Östrogen zur Behandlung von Depressionen

  • Warum es wichtig ist, Depressionen mit HRT zu behandeln

  • Schlusswort: Unterstützung suchen


Die Wechseljahre sind eine Phase großer körperlicher und hormoneller Veränderungen, die oft von Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen begleitet werden können. Wissenschaftler:innen bezeichnen die Perimenopause, die Übergangszeit zur Menopause, als ein „Window of Vulnerability“ für Depressionen. Die gute Nachricht: Mit zunehmendem Verständnis für den Einfluss von Östrogen auf das Gehirn wird die Perimenopause nun auch als "Chance" zur Behandlung dieser Symptome gesehen. Lass uns einen genaueren Blick darauf werfen, wie Hormone Depressionen beeinflussen und welche Behandlungsmöglichkeiten existieren.

Hormone und ihre Wirkung auf Depression

Die Perimenopause, aka Wechseljahre oder Klimakterium, beschreiben die Jahre vor der letzten Menstruation. Die Symptome können bereits ab Mitte 30 beginnen und bis zu 14 Jahre andauern. Während dieser Zeit treten abrupte Hormonveränderungen auf, insbesondere Schwankungen des Östrogenspiegels. Östrogen ist nicht nur wichtig für die Entwicklung und den Erhalt weiblicher Geschlechtsmerkmale, sondern wirkt auch auf Neurotransmitter im Gehirn – Chemikalien, die von Nervenzellen produziert werden und die Kommunikation zwischen Zellen unterstützen.

Durch die Regulierung dieser Neurotransmitter schützt Östrogen das Gehirn vor neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson. Darüber hinaus hat Östrogen einen direkten Einfluss auf die Stimmung, indem es hilft, folgende Aspekte zu regulieren:

  • Serotonin: Schwankungen des Östrogenspiegels können die Regulierung von Serotonin beeinträchtigen und zu Depressionen führen.

  • Schlaf: Östrogenschwankungen können Einschlaf- und Durchschlafprobleme verursachen. Schlafmangel kann die Funktionsfähigkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität verringern.

  • Vasomotorische Symptome (VMS): Hitzewallungen und Nachtschweiß stören bei vielen Betroffenen den Schlaf. Ein sogenannter Domino-Effekt tritt auf, bei dem Frauen mit VMS ein höheres Risiko haben, eine neue Depression zu entwickeln.

Wer ist am meisten von Depressionen in der Perimenopause betroffen?

Es ist wichtig zu betonen, dass die meisten Menschen in den Wechseljahren keine Depression entwickeln. Allerdings erleben etwa ein Drittel größere emotionale Veränderungen. Laut der „Study of Women's Health Across the Nation“ (SWAN-Studie) klagen Frauen während dieser Lebensphase häufiger über Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen. Am häufigsten treten Depressionen in den zwei Jahren vor der Menopause auf. Menschen mit einer Vorgeschichte von depressiven Episoden sind in dieser Zeit besonders gefährdet, Depressionen oder depressive Symptome zu entwickeln.

Risikofaktoren für Depressionen während der Menopause-Übergangsphase

  • Persönliche Vorgeschichte von Depressionen

  • Vasomotorische Symptome

  • Schlafstörungen

  • Single, geschieden oder verwitwet

  • Kindheitstraumata

  • Physische Inaktivität

  • Chronische Schmerzen

  • Rauchen

Was Studien zur Hormontherapie bei Depressionen zeigen

Traditionell waren Antidepressiva die erste Wahl bei der Behandlung von Depressionen in der Perimenopause. Neuere Forschungen haben jedoch gezeigt, dass eine die Zugabe von Östrogen im Rahmen einer Hormonersatztherapie (HET) wirksam sein kann, um Depressionen während dieser vulnerablen Phase zu reduzieren. Folgende positive Effekte wurden dabei beobachtet:

  • Östrogen allein kann depressive Symptome lindern.

  • Östrogen kann in Kombination mit Antidepressiva deren Wirkung verstärken.

  • Östrogen kann VMS reduzieren, die den Domino-Effekt von Depressionen auslösen.

Dies verändert das „Window of Vulerability“ zu einem „Fenster der Gelegenheit“, Östrogen zur frühzeitigen Behandlung von Depressionen einzusetzen.

Warum es wichtig ist, Depressionen mit HET zu behandeln

In Deutschland befinden sich circa 9 bis 11 Millionen Frauen in der Perimenopause. Ein Drittel dieser Frauen wird in dieser Übergangsphase Depressionen oder depressive Symptome erleben, die ein Jahrzehnt oder länger andauern können. Die negativen Auswirkungen von Depressionen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. So sehr, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Depression als eine der Hauptursachen für Behinderungen bei Frauen einstuft.

Wissenschaftler:innen haben festgestellt, dass eine Östrogentherapie das Wohlbefinden von Millionen Frauen verbessern kann, indem sie die Symptome von Depressionen reduziert. Eine frühzeitige Intervention kann das Fenster der Verwundbarkeit in eine Chance verwandeln, Frauen ein besseres Leben zu ermöglichen. Wenn Du glaubst, dass Du Anzeichen oder Symptome einer Depression in der Perimenopause hast, sprich mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin darüber, ob eine Hormontherapie eine Option für Dich sein könnte.

Schlusswort: Unterstützung suchen

Die Wechseljahre können eine herausfordernde Zeit sein, aber mit dem richtigen Wissen und den richtigen Behandlungsmöglichkeiten können Frauen diese Phase besser bewältigen. Wenn Du betroffen bist, zögere nicht, Unterstützung zu suchen und Dich über Studien und Behandlungsoptionen zu informieren. Teile die Informationen mit Deiner:m Ärzt:in und finde heraus, welcher Behandlungsansatz am besten zu Dir passt.



Quellen:

  1. Maki, PM et al. (2019). Guidelines for the evaluation and treatment of perimenopausal depression: summary and recommendations. Journal of Women’s Health, 28(2). https://www.liebertpub.com/doi/10.1089/jwh.2018.27099.mensocrec

  2. Herson, M & Kulkarni, J. (2022). Hormonal Agents for the Treatment of Depression Associated with the Menopause. Drugs & Aging, 39(8), 607-618. doi: 10.1007/s40266-022-00962-x

  3. National Institute on Aging. What Is Menopause? September 30, 2021. https://www.nia.nih.gov/health/menopause/what-menopause#transition

  4. National Cancer Institute. NCI Dictionary of Cancer Terms. Estrogen. https://www.cancer.gov/publications/dictionaries/cancer-terms/def/estrogen

  5. Cohen, LS et. al, (2006). Risk for new onset of depression during the menopausal transition: the Harvard study of moods and cycles. Archives of general psychiatry, 63(4), 385-390. doi:10.1001/archpsyc.63.4.385

  6. Soares, C. (2013). Depression in Peri- and Postmenopausal Women: Prevalence, Pathophysiology and Pharmacological Management. Drugs & Aging, 30(9), 677-685. doi: 10.1007/s40266-013-0100-1

  7. National Institute of Mental Health. NIMH. Depression. March 2024. https://www.nimh.nih.gov/health/topics/depression

  8. National Cancer Institute. NCI Dictionary of Cancer Terms. Neurotransmitter. https://www.cancer.gov/publications/dictionaries/cancer-terms/def/neurotransmitter

  9. The North American Menopause Society, Menopause Glossary. Vasomotor symptoms.https://www.menopause.org/for-women/menopause-glossary